Politische Legitimation in der (Klima-)Krise
Der Klimawandel wird zunehmend nicht mehr nur als langfristige Herausforderung, sondern als akute Krise wahrgenommen. Dieser Wahrnehmungswechsel hat potenziell beträchtliche Folgen für die Politik demokratischer Gesellschaften: Krisen erzeugen einerseits neue Maßstäbe für politisches Handeln, die umgehende und tiefgreifende Reaktionen erforderlich machen, wenn das politische System seine Legitimität wahren will. Andererseits liefern Krisen potente Rechtfertigungen für weitreichende Eingriffe, für die unter Normalbedingungen das politische Mandat fehlte. Der Vortrag nimmt die von Krisen erzeugten Handlungszwänge und Handlungsmöglichkeiten politischer Akteure in den Blick und fragt, wie sie sich auf die Legitimität demokratischen Regierens auswirken.
Cord Schmelzle ist Politikwissenschaftler mit dem Arbeitsschwerpunkt Politische Theorie an der Goethe-Universität Frankfurt und Principal Investigator am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ). Am FGZ leitet er ein Forschungsprojekt zu moralischen Argumenten und dem Vorwurf des Moralismus in öffentlichen Diskursen und ist Forschungskoordinator des Frankfurter Zweigs des Instituts. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit konzeptionellen und normativen Fragen der politischen Legitimität und Autorität, mit politischen Institutionen im Allgemeinen und Staaten im Besonderen, mit der Theorie des gerechten Krieges und dem Stellenwert von Moral in der Politik. sein erstes Buch "Politische Legitimität und zerfallene Staatlichkeit" (Campus 2015) wurde mit dem Dissertationspreis der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) ausgezeichnet.