Michael Benz von whyapply im Gespräch
Seit dem letzten Gespräch und der Mitwirkung von Michael Benz am letztjährigen HR Innovation Day in Leipzig ist viel passiert. Aus innovailably wurde whyapply und ich kann feststellen, dass das „Baby“ von Michael Benz sehr viel Resonanz sowohl bei Kunden als auch bei den Medien erfährt (Beispiele hier für sind MDR, mobilbranche.de, Kreuzer Leipzig). Dies ist ein guter Anlass, dass im letzten Jahr begonnene Gespräch mit Michael Benz fortzusetzen und ihn nach seinen Erfahrungen und Absichten zu fragen.
Wald: Für meine Leser, die noch nichts über Whyapply wissen: Was machen Sie? Was bedeutet Recruiting ohne Stellenanzeige? Wo liegen die Vorteile für Bewerber und Unternehmen?
Benz: Wir sehen eine starke Standardisierung im Design und dem Inhalt von Stellenanzeigen bzw. der Kandidatenansprache im Allgemeinen. Die Arbeitgeber wirken dadurch austauschbar. Bei whyapply formuliert das Unternehmen keine Stellenanzeige, sondern erzählt den potenziellen Kandidaten in einer kurzen Story eine typische Problem- oder Aufgabenstellung, die direkt mit der zu besetzenden Stelle zusammenhängt. Es ist also keine sinnfreie Assessment-Center-Aufgabe ("Wieviel Smarties passen in einen Smart"), sondern vermittelt den Kandidatinnen und Kandidaten einen Eindruck der tatsächlichen Aufgaben, die sie später werden bewältigen müssen. Wir spielen diesen Content dann über die unterschiedlichen sozialen Netzwerke zielgruppengenau als Kampagnen aus. Wer sich bspw. für Marketing in Leipzig interessiert, bekommt von uns Marketing-Challenges von Firmen in Leipzig angezeigt. Mit einer Idee zu einer sog. Challenge eines Unternehmens können sie dann diesem signalisieren, dass sie Interesse an Jobs mit diesen Fragestellungen haben. Das Unternehmen sieht unkompliziert, welche Kandidaten Interesse an ihren Fragestellungen haben und kann schnell und einfach mit diesen proaktiv in Kontakt treten. Das Unternehmen hat dadurch mehrere Vorteile. Zum einen können wir mit der Kommunikation von Content auch passiv Wechselwillige adressieren und das Unternehmen wird bei den Kandidaten auf deren Kanälen sichtbar. Zweitens merken wir an den Zugriffszahlen deutlich, dass authentischer Content von Unternehmen bei den Kandidaten auf sehr großes Interesse stößt. Sie steigern also durch diese Inhalte ihren Bekanntheitsgrad. Und drittens gewinnen die Unternehmen neue Einsichten über ihre Kandidaten. Für welche Themen interessieren sich meine Kandidaten? Welche Ideen haben und welche Inhalte bewegen sie? Und natürlich die Frage, wo sind sie zu finden. Wichtig zu erwähnen ist, wir machen keine Eignungsfeststellung und ersetzen nicht die Personaler im Unternehmen. Wir bringen ihnen Leute, die sich für ihre Unternehmen interessieren.
Wald: Viele fragen sich, warum aus innovailably Whyapply wurde. Können Sie dies bitte kurz erklären.
Benz: Innovailably war noch der Arbeitstitel aus unserem EXIST-Stipendium. Als wir das Ende 2016 beantragt hatten lag ein stärkerer Fokus auf dem Bereich Open Innovation/Crowdsourcing. Im Laufe des EXIST-Jahres haben wir unser Geschäftsmodell mehrmals angepasst und der Recruiting-Schwerpunkt wurde neben dem Bereich Employer Branding immer deutlicher. Im Vorfeld der Zukunft Personal 2017 merkten wir dann, dass der alte Name immer weniger mit dem aktuellen Geschäftsmodell zu tun hat. Das führte auf Seite der Kunden und Partner häufiger zu Nachfragen, weshalb wir uns zu einer Umbenennung entschieden hatten. Uns und unseren Kunden gefällt der neue Name sehr viel besser. Der Name der Innovailably GmbH bleibt vorerst noch gleich.
Wald: Wie ich sehen konnte, hat sich Whyapply seit unserem letzten Zusammentreffen sehr positiv entwickelt. Können Sie Ihre Erfahrungen der letzten Monate für meine Leser kurz zusammenfassen?
Benz: In der zweiten Hälfte des EXIST-Programms haben wir stark am Produkt gearbeitet. Sodass wir letztes Jahr im September auf der Zukunft Personal mit unserer ersten Beta-Phase und einigen Pilotkunden an den Start gehen konnten. Die Erfahrungen aus dieser Zusammenarbeit und das starke Feedback der ZP haben wir zu Beginn diesen Jahres intern umgesetzt, sodass wir aktuell wieder mehr Fokus auf den Vertrieb legen können. Hier konnten wir in diesem Jahr schon einige Kunden gewinnen. Daneben haben wir mit der Ansprache potenzieller Investoren begonnen und bauen auch unser Netzwerk an Kooperationspartnern aus, die uns zu Beginn unterstützen. Unser Team ist immer noch sehr klein, sodass wir nicht alles parallel bearbeiten können. Wald: In einem TV-Beitrag zu Whyapply kam ein Kunde von Ihnen zu Wort. Gibt es Kunden, die Sie hier nennen können? Haben sich Branchen als besonders Whyapply affin herausgestellt? Benz: Wir haben Kunden verschiedenster Branchen und Größen. Unser aktuell größter Kunde ist die Sparkassenversicherung Sachsen. Generell erfahren wir aus der Banken- und Versicherungsbranche einen sehr starken Zuspruch. Allerdings dauern die Entscheidungsprozesse aufgrund der großen Strukturen natürlich etwas länger. Aber auch die Branchen Marketing und Vertrieb, sowie Unternehmen mit Bedarf an BWL/Wirtschaftswissenschften sind häufig vertreten. Beispielsweise die mindsquare GmbH, ein SAP/Salesforce-Dienstleister aus dem Raum Hannover mit 165 Mitarbeitern oder mehrere Startups haben wir als Kunden. Generell ist unser Ansatz für nahezu alle Branchen und Größen einsetzbar.
Wald: Wie geht es weiter mit whyapply? Was haben Sie vor? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Benz: Wir arbeiten derzeit an unserer Finanzierungsrunde und sprechen dazu mit Investoren. Das ist definitiv eine Hauptaufgabe für dieses Jahr. Für die Zeit bis zur Zukunft Personal im September arbeiten wir mit unseren Kunden und Partnern an der Weiterentwicklung der Software, wo wir noch ein paar Dinge auf unserem Wunschzettel haben. Daneben ist natürlich die Akquise weiterer Pilotunternehmen ein zentraler Punkt, damit wir im September auch einige starke Referenzen in Köln vorzeigen können. Nachdem wir bei der Zukunft Personal (ZP) letztes Jahr die allererste Beta-Version zeigen konnten, ist es unser Ziel für die ZP dieses Jahr, mit einem Produkt aufzutreten, welches vielleicht dann schon den Beta-Status verlassen hat.
Wald: Herzlichen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen und dem Team von whyapply viele nachhaltige Erfolge.
Michael Benz hat seine eigene Biografie als Grund für seine Gründung von whyapply genommen. Als studierter Islamwissenschaftler und Ethnologe war er nach seinem Studium als Quereinsteiger bei der Fraunhofer-Gesellschaft in den Bereichen Employer Branding und Business Development tätig. Bei standardisierten Bewerbungsprozessen im Anschluss sind die Brüche in seinem Lebenslauf eher ein Hindernis gewesen, trotz jahrelanger Berufserfahrung. Aus diesen Erfahrungen heraus gründete er whyapply und arbeitet heute mit seinem Team daran, dass im Recruiting mehr auf die Potenziale der Kandidaten Wert gelegt wird, als auf Zeugnisse und Jobtitel. Seinen Kunden bietet er mit whyapply einen direkter Zugang zu Kandidaten und eine ehrliche Kommunikation von Content, wodurch die Unternehmen bei ihren Zielgruppen als attraktiver Arbeitgeber auftreten.