Am 21. und 22. Juni fand in Berlin beim BMUV die diesjährige Ausgabe des NanoDialogs der Bundesregierung zu Chancen und Risiken von Nanomaterialien statt
Trotz der enormen wirtschaftlichen und technischen Chancen werden Nanomaterialien von der Bevölkerung in Deutschland mit Skepsis betrachtet. Um wirtschaftliche Perspektiven und gesundheitliche Risiken miteinander in Einklang zu bringen, wurde auf Initiative des Bundesumweltministeriums daher im Jahr 2006 eine Nano-Kommission gegründet, die seitdem jährlich den sogenannten NanoDialog ausrichtet. Bei diesem Fachdialog „Chancen und Risiken von aktiven, nanoskaligen Materialien“ werden regelmäßig Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Stakeholder-Gruppen sowie aus Ressorts und Behörden eingeladen. Dabei stehen neben Nanomaterialien, die die von der EU-Kommission vorgeschlagene Definition erfüllen, auch solche Substanzen und Materialien im Fokus, die größer als 100 nm, aber dennoch nanoskalig sind. Die Ziele des Nanodialogs bestehen darin, ein gemeinsames Verständnis von Nanomaterialien zu erzielen sowie Funktionalitäten und Anwendungsfelder dieser Materialien kennenzulernen. Zudem soll ein Austausch der Stakeholder über die Chancen und Potenziale aktiver, nanoskaliger Materialien ermöglicht und Diskussionen über die Angemessenheit bestehender Regulierungen und dazugehöriger Bewertungsmethoden für diese Art von Materialien geführt werden.
Am 21. und 22. Juni fand in Berlin beim BMUV die diesjährige Ausgabe des NanoDialogs statt. Ein Referat wurde dabei auch von Prof. Robert Böhm von der Fakultät Ingenieurwissenschaften der HTWK Leipzig gegeben. In seinem Vortrag „Nano-Sensoren im Leichtbau: Smarte Hochleistungswerkstoffe“ berichtete er von den Aktivitäten des europäischen Forschungsnetzwerkes EsSENce, in dem kohlenstoffbasierte Nanowerkstoffe für Sensoranwendungen entwickelt werden. Prof. Böhm erläuterte, dass Verbundwerkstoffe besonders geeignet sind, zusätzliche Funktionen in den Werkstoff selbst zu integrieren. Von besonderem Interesse für das Netzwerk ist die Anwendung von Sensoren und Sensornetzwerken, um „intelligente“ Materialien zu erzeugen. Hierdurch könnten u.a. Fortschritte bei Sicherheitsaspekten möglich werden. Als Beispiel für integrierte Sensoren stellte Prof. Böhm Flugzeugturbinen vor, die mithilfe integrierter Sensoren Schäden an den Rotorblättern erkennen und melden können. Ähnliche Anwendungsmöglichkeiten bestehen für Rotorblätter von Windkraftanlagen. Als weiteres Beispiel für die Anwendung aktiver, nanoskaliger Materialien wurde die Sanierung von Betonbrücken dargestellt. Alternativ zum Abriss und Neubau, der große Mengen von Zement benötige, könnten Brücken zumindest teilweise mit Carbonbeton ertüchtigt werden, so dass kein Neubau notwendig wäre und Zement und damit erhebliche CO2-Emissionen gespart werden könnten. In den Beton integrierte, nanoskalige Sensoren können zudem den Zustand der Brücken messen und eventuelle Schäden melden. Für diese „Selbstdiagnostik von Brücken“ kämen Sensoren auf der Basis von Carbon Nano Tubes, Graphen, Ruß oder Carbonfasern in Frage.