Entstehung und Verbreitung
Die Clarendon wurde im Jahr 1845 von den Typografen Robert Besley und Benjamin Fox für die Londoner Schriftgießerei Fann Street Foundry entworfen. Diese ist zu dieser Zeit die führende Londoner Schriftgießerei und außerdem die damals bekannteste Anbieterin von serifenbetonten Antiquaschriften.
Zur gleichen Zeit, in der die Clarendon in England erschien, trat eine Neuerung des Urheberrechts in Kraft. Diese erlaubte den Schutz von typografischen Schöpfungen über einen Zeitraum von drei Jahren. Bedingt durch diese Neuerung gilt die Clarendon heute als die erste patentierte Schrift.
Da die sich Clarendon sehr schnell nach ihrem Erscheinen zu einer äußerst beliebten Schrift entwickelt hatte, wurde sie in den folgenden Jahren von anderen Schriftgießereien nachempfunden, um so das Schutzrecht zu umgehen. Dieses Vorgehen führte nicht nur zu einer sehr starken Verbreitung der Clarendon, sondern auch ihrer Kopien in England sowie anderen Ländern Europas und auch in den USA.
Etwa 100 Jahre nach Veröffentlichung der Clarendon wird 1953 - im Auftrag der Haas’schen Schriftgießerei - eine Neuinterpretation der Schrift vom Schweizer Grafikdesigner und Typografen Hermann Eidenbenz über die Linotype GmbH auf den Markt gebracht. Über die Jahre hinweg wurde die Clarendon bei Linotype zu einer umfangreichen Schriftfamilie ausgebaut.
Hermann Eidenbenz
Der Grafikdesigner, Typograph, Lehrer und Art Director Eidenbenz wurde am 4. September 1902 in British India als Sohn eines Schweizer Kaufmanns und einer Deutschen geboren. Nach seiner Schulzeit begann Eidenbenz eine Ausbildung zum Grafiker und Lithographen.
Von 1926 bis 1932 lehrte er Schrift und Grafik an der Kunst- und Handwerkerschule in Magdeburg. 1932 gründete er in Basel mit seinen beiden Brüdern Reinhold und Willi Eidenbenz sein eigenes Grafikatelier.Im Jahr 1953 kehrte er nach Deutschland zurück und leitete die Abteilung für Gebrauchsgrafik an der Werkkunstschule in Braunschweig.
Im gleichen Jahr fertigte er die Reinzeichnungen der Clarendon an, durch welche er weltbekannt wurde. In der Haas’schen Schriftgießerei wurde die Clarendon von da an als Akzidenzschrift für den Handsatz produziert, in einem normalen, einem leichten und einem fetten Schriftschnitt. Später wurden unter anderem noch für den Hand- und Maschinensatz eine magere und eine halbfette Variante sowie eine breitfette Variante eingeführt.
Hermann Eidenbenz entwarf in seiner Tätigkeit als freiberuflicher Gebrauchsgrafiker auch das Stadtwappen von Basel, Werbeplakate für die Schweizer Fluggesellschaft Swissair sowie deutsche und schweizer Banknoten. Er starb am 25. Februar 1993, 90-jährig, in Basel in der Schweiz.
Schriftcharakteristika und Anwendung
Nach DIN 16518 wird die Clarendon der Gruppe serifenbetonte Linear-Antiqua zugeordnet. Hans Peter Willberg zählt sie in seiner Matrix zur Schriftklassifikation zu den statischen Egyptienne, Clarendonartige. Die Clarendon besticht vor allem durch ihre klare und zeitlose Form, durch die sie vielfältige Verwendung findet und immer wieder gerne gebraucht wird.
In kleineren Schriftgrößen ist die Clarendon immer noch gut lesbar und in großen Schriftgraden zieht sie durch ihren individuellen Stil viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie wird deshalb heute sowohl in Überschriften als auch im Mengentext mit gutem Ergebnis eingesetzt.
Wie zahlreiche Vertreter der Egyptienne besitzt die Clarendon nahezu einheitliche Strichstärkenkontraste sowie große, deutlich gekehlte Serifen. Auffällig sind auch die ausgeprägten Tropfen an den Minuskeln, beispielsweise beim „a“, „r“ oder „g“. Sie verleihen der Clarendon einen starken und standhaften Charakter. Dieser gewinnt durch die runden Formen und Bögen an Leichtigkeit und wirkt ebenfalls etwas verspielt. Harte und weiche Formen werden gut kombiniert.
Anwendung findet die Clarendon zum Beispiel in den Logos von Unternehmen wie Sony, Pitchfork Media sowie der spanischen Zeitung El País. Bis vor Kurzem wurde sie vom United States National Park Service für die Beschilderung verwendet, bis sie von der NPS Rawlinson Roadway ersetzt wurde. Der sehr beliebte Französisch-Clarendon-Typ prägt weiterhin die „WANTED-Plakate“ des Wilden Westens. Seiteninhalt druckenSeite empfehlennach oben