Ehemaliger Porsche-Leipzig-Chef und Honorarprofessor für Projekt- und Prozessmanagement an der HTWK Leipzig ausgezeichnet
Siegfried Bülow ist die erste Person, die mit dem August-Horch-Ehrenpreis ausgezeichnet wurde. Den Preis haben die IHK Chemnitz, das Automobilzuliefernetzwerk AMZ, das August Horch Museum Zwickau und die DRH Vermögensverwaltung ins Leben gerufen, um besondere Verdienste um den sächsischen Automobilbau und die Zulieferindustrie des Freistaates zu würdigen. Die Ehrung wurde anlässlich des 25. Internationalen Jahreskongresses der Automobilindustrie am 12. Oktober 2021 in Zwickau im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer vorgenommen.
Siegfried Bülow ist seit 2019 Honorarprofessor für Projekt- und Prozessmanagement an der HTWK Leipzig. In der Begründung für die Einreichung heißt es unter anderem, er habe "Verantwortung in einer dramatischen Phase deutscher Geschichte" übernommen: „Als Bülow die Leitung des VEB Barkas-Werke im Januar 1989 übernahm, war bereits klar, dass die DDR-Wirtschaft am Boden liegt. Ihm ist also eine sehr undankbare Aufgabe übertragen worden. Als anderthalb Jahre später die DDR nicht mehr existierte und die Wirtschafts- und Wiährungsunion in Kraft trat, war auch Barkas am Ende. Trotz aller Teilprivatisierungen, Neugründungen, Verkäufe und Versuche, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, kam Bülow die Aufgabe zu, rund 2.300 der ursprünglich mehr als 4.500 Mitarbeiter entlassen zu müssen – darunter auch Mitglieder seiner eigenen Familie.“
Barkas, Volkswagen, Porsche
Die Chemnitzer Fabrik ging dann an Volkswagen, Bülow später nach Wolfsburg, wurde Chef der Lackiererei mit 4.000 Mitarbeitern. Der Einstieg in den neuen Job sei nicht einfach gewesen, sagt er. Der Bereich Lackiererei sei für ihn Neuland gewesen und er habe sich in das neue Arbeitsfeld erst einmal intensiv einarbeiten müssen.
Siegfried Bülow sollte noch eine weitere Chance erhalten, etwas für seine sächsische Heimat zu tun: Im Jahr 2000 meldete sich ein Headhunter im Auftrag von Porsche. „In Ihrer Heimat will eine Automobilmarke ein neues Werk bauen, hätten Sie Interesse?“ Der Rest ist Geschichte.
Siegfried Bülow: „Mit der einmaligen Chance, auf der grünen Wiese ein Automobilwerk aufbauen zu dürfen, war es für mich persönlich wie fachlich eine Herzensangelegenheit, Porsche in Sachsen eine zweite Heimat zu geben und mich für den wirtschaftlichen Wohlstand meiner Landsleute einzusetzen. Mein Credo lautet: Wir im Management sind die Dienstleister für die Mitarbeiter am Band, denn sie schaffen die Werte.“
Zur Person
Prof. h.c. Siegfried Bülow wurde 1952 in Chemnitz geboren. 1968 begann er eine Werkzeugmacherlehre in den Chemnitzer Barkas-Werken, einem sächsischen Transporter- und Motorenproduzenten. Nach der Berufsausbildung studierte Bülow berufsbegleitend Maschinenbau an der damaligen TH Karl-Marx-Stadt. 20 Jahre nach Ausbildungsstart bei Barkas wurde Siegfried Bülow Direktor Produktion und noch in der DDR-Phase Betriebsleiter. 1990 wurde er die Geschäftsführer des Motorenwerkes Chemnitz, welches von Volkswagen auf Initiative von Prof. Carl Hahn, dessen damaligen Vorstandsvorsitzenden 1990 übernommen wurde. Später wechselte Bülow zum Volkswagen-Standort Wolfsburg, wo er zahlreiche Führungspositionen innehatte. 1999 nahm er das Angebot der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG an, ein neues Werk am Standort Leipzig aufzubauen. 2002 wurde eine der modernsten Automobilfabriken weltweit offiziell eingeweiht. Unter Siegfried Bülow wurde das Werk mit Investitionen von über 1,3 Milliarden Euro kontinuierlich auf- und ausgebaut. Heute werden von mehr als 4.100 Mitarbeitern 60 Prozent aller Porsche Fahrzeuge mit international ausgezeichneten Qualitätsstandards in Leipzig gefertigt.
Nach 17 Jahren an der Spitze von Porsche Leipzig ging Prof. Siegfried Bülow 2017 in Ruhestand. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne.
Der Vorschlag für die Ehrung Siegfried Bülows wurde gemeinsam eingereicht von:
- Prof. Dr. Jens Jäkel (Dekan Fak. Ingenieurwissenschaften, HTWK Leipzig)
- Prof. Dr. Gunter Krautheim (Rektor a.D., Westsächsische Hochschule Zwickau)
- Dr. Joachim Lamla, (kaufmännischer Geschäftsführer, Porsche Leipzig GmbH)
- Bernd Merbitz (Polizeipräsident a.D.)
- Prof. Dr. Reimund Neugebauer (Präsident Fraunhofer Gesellschaft, München),
- Jürgen Rehm (Vorstandsvorsitzender Gemeinnütziger Förderverein Fahrzeugmuseum Frankenberg/Sa. e.V.) und
- Prof. Andreas Schulz (Direktor Gewandhaus Leipzig)
(alphabetische Reihenfolge)