Erklärung anlässlich der 143. Senatssitzung am 24.11.2021
Liebe Senatorinnen und Senatoren,
liebe Angehörige der HWTK Leipzig,
vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mein Amt als Rektor der HTWK Leipzig angetreten. In meiner damaligen Antrittsrede sprach ich über die Herausforderungen, denen die HTWK Leipzig durch stetigen Wandel in Wissenschaft und Gesellschaft ausgesetzt ist.
Nicht ohne Grund. Denn ich bin angetreten, diese Herausforderungen anzugehen und die HTWK – die sich durch exzellente Lehr- und Forschungsleistungen auszeichnet – in diesen dynamischen Zeiten gemeinsam mit allen Hochschulangehörigen und erfolgreich weiterzuentwickeln.
Für mich sind Verantwortung und Vertrauen entscheidende Komponenten für eine erfolgreiche Hochschulpolitik. Verantwortung zu übernehmen, sich in den Dienst einer Sache zu stellen, geht auch immer einher mit einem Vertrauensvorschuss. Dessen bin ich mir bewusst. Dieses Vertrauen habe ich von Ihnen erhalten. Und dafür bin ich auch dankbar. Es freut es mich sehr zu sehen, dass wir in den letzten zwei Jahren für die Hochschule und ihre Studierenden viel erreicht haben. Hierauf möchte ich aber erst gleich näher eingehen.
Jeden Tag gestalten wir als Hochschulführung, die Hochschulgremien, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Lehre, Forschung und Verwaltung sowie die vielen studentischen Interessensgruppen gemeinsam verantwortungsvoll die Zukunft unserer Hochschule – im vertrauensvollen und partnerschaftlichen Miteinander.
Am 14. November 2021 haben einige Vertreterinnen und Vertretern der Studierenden meine Abwahl gefordert. Diese Forderung hat der StuRa offensiv in den lokalen Medien transportiert.
Die Forderung meiner Abwahl als Rektor stellt sicherlich einen Tiefpunkt im Verhalten des Studierendenrats (StuRa) gegenüber dem Rektorat dar. Dieses war von Anfang meiner Amtszeit an von offenen Anfeindungen geprägt. Seit ich in diesem Amt bin hat der StuRa selten echtes Interesse an einer kooperativen und lösungsorientierten Zusammenarbeit zum Wohle der Studierenden gezeigt. Ich möchte an dieser Stelle nicht über all die Anfeindungen sprechen, denen das Rektorat und ich persönlich bei unserem Engagement für die Hochschule insbesondere seit Monaten ausgesetzt sind. Auch bin ich weit davon entfernt, die digital verbreiteten und medial befeuerten Angriffe auf das Renommee unserer Hochschule weiter auszuführen.
Lassen Sie mich stattdessen heute deutlich sagen – zum Schutz der HWTK, aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Studierenden: Die Vorwürfe des StuRa gegen mich und das Rektorat sind schlicht unwahr. Sie entziehen einer guten Zusammenarbeit die Basis.
Darüber kann sich jeder ein Bild machen, der sich die Fakten ansieht und nicht ungeprüft Falschaussagen weiterträgt.
- Wahr ist, ich stehe für konstruktiven und vertrauensvollen Dialog.
- Wahr ist, seit ich Rektor der HTWK bin, gibt es deutlich mehr Mitsprache als vorher.
- Wahr ist: Der StuRA steht in offener Opposition zum Rektorat.
Aber lassen Sie mich hier und jetzt den Blick zunächst auf eine Grundsatzfrage lenken. Bevor ich mich der Frage nach der Rechtmäßigkeit des Antrags widme:
Haben die Vertreterinnen und Vertreter der Studierenden die Legitimation, meine Abwahl zu fordern?
Hier geht es um etwas ganz Grundsätzliches – das Verständnis von Demokratie an unserer Hochschule. Die HTWK ist eine starke und pluralistische Institution. Respekt füreinander, faktenbasierte Debatten und mit Sicherheit auch kritische Diskussionen, wenn es um unsere Hochschule geht, haben einen hohen Stellenwert.
In demokratischen Strukturen ist es natürlich Kritik zu äußern. Und mit dieser Kritik befassen wir uns auch. Ich finde es richtig, den Abwahlantrag des StuRa, wenn er auch fehlerhaft war, jetzt auf die Agenda zu bringen. Die Hochschule, die Studierenden, die Dozentinnen und Dozenten und auch ich, wir alle haben Klarheit und Respekt verdient.
Indem sich der Senat – als formal zuständiges Gremium – hier und heute mit dem inzwischen medial auch sehr präsenten Sachverhalt befasst, kehren wir hoffentlich zurück zu einem konstruktiven, ehrlichen und vertrauensvollen Diskurs in unserer Hochschule.
Denn: Wir können die Situation so nicht länger schwelen lassen – im Interesse unserer Hochschule, der Studierenden und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir alle müssen künftig wieder darauf vertrauen dürfen, dass unsere interne Struktur sowie unsere Leitwerte ein tragfähiges Grundgerüst für die gute Zusammenarbeit an der HTWK bilden.
Lassen Sie mich nun zu der zweiten Frage und damit zur Rechtmäßigkeit des Antrags kommen. Normalerweise ist das hier nicht der Zeitpunkt für eine Bilanz meiner zweijährigen Amtszeit. Aber erlauben Sie mir angesichts der Vorhaltungen, kurz zu erläutern, was wir gemeinsam mit den verschiedenen Hochschulgremien, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vielen studentischen Interessensgruppen für die Entwicklung unserer Hochschule in harter Arbeit erreicht haben.
Wir blicken zurück auf 22 Monate erfolgreiches Corona-Krisenmanagement: Der Schutz und die Sicherheit der Studierenden und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben oberste Priorität. Das Rektorat hat schnell reagiert und Maßnahmen ergriffen, die den Hochschul- und Lehrbetrieb auch unter Pandemiebedingungen sicher gestalten. Durch den Einsatz der Hochschulleitung konnte durch eine Überbrückungsfinanzierung verhindert werden, dass in der Krise – und damit in Zeiten höchster Unsicherheit – befristete Arbeitsverträge auslaufen. Wir haben den Lehr- und Forschungsbetrieb durchgehend aufrechterhalten. Trotz des Wegfalls der Landesmittel für Studifit haben wir die Tutorienmittel im ursprünglichen Umfang erhalten, und so Einbußen in der Studienqualität abgewendet.
Wir haben die Systemakkreditierung mit nur zwei kleinen Auflagen erreicht. Durch die Etablierung eines geschlossenen Qualitätskreises konnten wir eine nachhaltige Sicherung der Qualität von Studium und Lehre erreichen.
Wir haben in diesem Jahr die Zielvereinbarung 2021–2024 abgeschlossen. In langen Verhandlungen mit dem Ministerium haben wir erreicht, dass die HTWK im ZVSL gegenüber dem HSP einen Stellenaufbau erfährt. Wir haben aus dem ZVSL 37 der insgesamt 120 HAW-Stellen erhalten. Soviel wie keine andere HAW. Die historisch gewachsene strukturelle Benachteiligung der HTWK in der sächsischen Hochschullandschaft wurde so bereits deutlich abgemindert.
Dies um nur wenige Beispiele zu nennen. Auch in Zukunft werden wir an unsere Erfolge anknüpfen:
- Wir werden den Ausbau der Digitalisierung in Studium, Lehre, Forschung und Verwaltung weiter vorantreiben.
- Wir werden die trotz Corona ungebrochen hohe Forschungsleistung der Hochschule zukünftig noch stärker unterstützen – sei es durch unseren Einsatz für das Promotionsrecht, durch finanzielle Mittel oder auch mit personellen Ressourcen.
- Wir werden auch zukünftig massiv in unsere Ausstattung investieren, um anwendungsorientierte Lehre und ein zeitgemäßes Studium von höchster Qualität sicherzustellen und auszubauen.
Zur Umsetzung dieser Ziele bedarf es des kontinuierlichen, konstruktiven Dialogs mit allen Hochschuhlangehörigen und den Studierenden. Dabei ist mir persönlich ein respektvolles Miteinander sehr wichtig. Denn nur gemeinsam können wir den Anliegen aller gerecht werden. In diesem Sinne werden wir auch weiterhin direkt mit unseren Studierenden, den Fachschaftsräten und allen Hochschulgruppen in den Austausch treten.
Zum Schluss eine persönliche Bemerkung: Ich empfinde das Verhalten des StuRa – insbesondere in den letzten Monaten – als ausgesprochen destruktiv. Das schadet dem guten Ruf der HTWK und vergiftet das Klima in dieser Hochschule. Die Personalisierung der Kritik und die Vehemenz, mit der sie vorgetragen wird, mag ich persönlich noch hinnehmen. Es entspricht aber keinesfalls meinem Werteverständnis, das auf einem gegenseitig respektvollen Umgang miteinander basiert. Ein vertrauensvolles Miteinander mit allen Akteuren der Hochschule ist mir jedoch sehr wichtig. Daher bitte ich Sie nun darum, dass wir zu dieser Form der konstruktiven Zusammenarbeit zurückkehren können damit wir gemeinsam die Herausforderungen, denen sich unsere Hochschule aktuell gegenübersieht, überwinden.
Herzlichen Dank!