Medienwissenschaftler der HTWK Leipzig entwickeln Modell für die Partizipation von Bürgerreportern im Lokaljournalismus
„Die Zukunft des professionellen Journalismus könnte im klugen Einbinden von Bürgerjournalisten und partizipativen Formaten liegen“: So fasst die Medienprofessorin Gabriele Hooffacker die Ergebnisse ihrer Forschung zur Zukunft des Lokaljournalismus an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) zusammen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Prof. Uwe Kulisch und Masterstudierenden hat sie über mehrere Jahre hinweg die Zusammenarbeit von lokalen Fernsehredaktionen und Bürgerreportern untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Journalistik“ online veröffentlicht.
„Wenn das Publikum aktiv Inhalte beisteuert, ist die Zuschauerbindung höher. Gleichzeitig bindet es die Bürgerinnen und Bürger stärker ins lokalpolitische Geschehen ein“, erklärt Uwe Kulisch. In mehreren Lehrforschungsprojekten haben Studierende neue journalistische Formate für den partizipativen TV-Journalismus entwickelt. Die Bandbreite reicht vom Zuliefern von Rohmaterial, das noch geschnitten und bearbeitet werden muss, bis zur Produktion ganzer Fernsehbeiträge mit eigenem Sendeplatz. „Das Smartphone mit seinen vielen Möglichkeiten unterstützt die Produktion von Video-Beiträgen“, meint Gabriele Hooffacker. „Vor allem aber werden Themen und Formate entwickelt, die den klassischen Journalismus ergänzen, nicht ihn ersetzen sollen.“
Unterschiedliche Erwartungen bei Lokalsender und Bürgerreportern
Doch die Bedürfnisse der Lokalsender und der partizipativ tätigen Bürgerreporter passen nicht immer zusammen: Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger ist groß, aber die lokalen Fernsehredaktionen haben wenig Ressourcen für das Betreuen der Bürgerjournalisten. Sie erwarten vor allem professionelle Zuarbeit. Zudem haben sie teilweise Vorbehalte gegenüber dem mobilen Journalismus. Dagegen sehen sich lokale Online-Plattformen und Blogs als Ergänzung zum klassischen Journalismus. Im nächsten Schritt untersuchen die Wissenschaftler deshalb den Workflow zwischen Bürgerreportern mit Smartphones und den Redaktionen. Uwe Kulisch erhofft sich davon: „So sollen Abläufe und Modelle für das Einbinden partizipativer Formate entwickelt werden, die auch auf die Praxis lokaler Fernsehsender übertragbar sind.“
Gabriele Hooffacker (Jahrgang 1959) ist Professorin für Medienadäquate Inhalteaufbereitung an der HTWK Leipzig. Seit 2006 gibt sie die Lehrbuch-Reihe „Journalistische Praxis“ heraus. Hooffacker ist außerdem Mitgründerin und Mitherausgeberin der Fachzeitschrift „Journalistik“. Uwe Kulisch ist Professor für Elektronische Mediensystemtechnik an der HTWK Leipzig. Seit 2006 ist er Dekan der Fakultät Medien.
Der Beitrag über „Bürgerreporter: zwischen Partizipation und professioneller Redaktion“ ist online frei verfügbar: http://journalistik.online/aufsatz/buergerreporter-zwischen-partizipation-und-professioneller-redaktion/