Exploitation comes home: Feministische Zugänge zur Ausbeutung von Sorgearbeit
Ausbeutung ist in aller Munde. Ob in den Produktionsstätten der Fleischindustrie, auf Baustellen und in Bergwerken des globalen Südens oder im Pflege- und Krankenhaussektor: Stets ist damit eine Kritik an unwürdigen und kräftezehrenden Arbeitsverhältnissen verbunden. In der Forschung zeigt sich jedoch ein gänzlich anderes Bild. Der Ausbeutungsbegriff ist seit den 1980er Jahren weitgehend aus der sozialwissenschaftlichen Forschung verschwunden und fristet hier eher ein Schattendasein als Empörungsmetapher. Dies liegt aber nicht nur in dem Umstand begründet, wonach der Begriff tatsächlich theoretisch herausfordernd ist. Auch seine Verwendung im Kontext marxistischer Gesellschaftstheorien hat teilweise zu einer begrifflichen und vor allem ökonomistischen Verengung beigetragen. Der Vortrag stellt die These auf, wonach es trotzdem gute Gründe gibt, auch in einem sozialwissenschaftlichen Sinn von Ausbeutung zu sprechen und demonstriert dies am Beispiel der Pflegearbeit. Dabei werden zugleich traditionelle Ausbeutungsverständnisse herausgefordert und feministische Zugänge zu einem neuen Nachdenken über Ausbeutung präsentiert.
Tine Haubner hat Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studiert und bis Februar 2024 am soziologischen Institut in Jena als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Dort hat sie 2016 mit einer Studie zur Ausbeutung informeller Pflegearbeit promoviert. Forschungsaufenthalte und wissenschaftliche Tätigkeiten haben sie zwischenzeitlich auch nach Kassel, Chemnitz und Pennsylvania/USA geführt. Seit März 2024 ist sie Juniorprofessorin für Qualitative Methoden der Sozialforschung an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die theoretisch und qualitativ-empirisch forschende Soziologie von Arbeit, Care und Wohlfahrtsstaat sowie soziale Ungleichheit.