Beim Branchentreff für den Baustoff der Zukunft hielt diese Woche auch HTWK-Forscher Dr. Steffen Rittner einen Vortrag zum Recycling
Carbonbeton gilt als Baustoff der Zukunft, denn er verspricht nachhaltiger und klimafreundlicher zu sein als der bislang weltweit meistgenutzte Stahlbeton. Derzeit sind mit Carbonbeton rund 200 Bauprojekte in Deutschland umgesetzt worden. In den kommenden fünf Jahren sollen die insgesamt ersten 1.000 Projekte fertiggestellt werden, so der Wunsch vom Verband C³ – Carbon Concrete Composite e. V., dem Organisator der Carbonbetontage. Doch damit der innovative Baustoff zum Standard werden kann, bedarf es noch weiterer Forschung sowie Genehmigungen und Normungen. Über den aktuellen Stand sprachen rund 300 Expertinnen und Experten bei den diesjährigen Carbonbetontagen am 24. und 25. September 2024 in Dresden.
Anwesend war auch ein interdisziplinäres Forschungsteam der HTWK Leipzig. Für sie sind die Carbonbetontage eine der wichtigsten Veranstaltungen zu diesem Thema, denn hier tauschen sich Fachleute aus Bauunternehmen, Planungsbüros, Zulieferer- und Softwarefirmen sowie Bauherren und Forschende aus – also Fachleute entlang der gesamten Wertschöpfungskette. „Hier bei den Carbonbetontagen informieren wir uns über aktuelle Forschungsthemen, vernetzen uns und sprechen über neue Ideen und Kooperationen. Zudem ist es nicht leicht, eines der wichtigsten Themen zu Klima- und Naturschutz in der heutigen Zeit richtig zu kommunizieren und die Beteiligten zum Handeln zu bewegen. Dabei ist gerade die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, beispielsweise durch Carbonbeton, essentiell für unseren Planeten, wie es auch Prof. Manfred Curbach von der TU Dresden in seiner beeindruckenden und zum Nachdenken anregenden Eingangsrede sagte“, so Dr. Alexander Kahnt, Leiter der Forschungsgruppe Nachhaltiges Bauen am Institut für Betonbau (IfB) der HTWK Leipzig. Gemeinsam mit seinen IfB-Kollegen Lukas Steffen und Dr. Steffen Rittner besuchte er die Fachtagung.
HTWK Leipzig mit einem Vortrag zum Thema Recycling
Bei der Tagung konnten die Teilnehmenden in rund 30 Vorträgen über neue Ideen und Ergebnisse staunen oder sich an Diskussionen beteiligen. Die Vorträge befassten sich mit Themen wie neue Richtlinien, Fertigteilbau, Brückenbau, Recycling, Hochbau, Instandsetzung sowie Innovationen und ein Blick in die Zukunft wurde ebenfalls gewährt, indem beispielsweise auf Herstellungsverfahren der nächsten Generation aufmerksam gemacht wurde. Ergänzt wurde die Fachtagung durch eine Ausstellung und Posterpräsentationen.
Im Themenpanel „Recycling II“ hielt IfB-Mitarbeiter Dr. Steffen Rittner einen Vortrag zu „Anwendung | Einsatz von recycelten Kohlenstofffasern und rezyklierter Gesteinskörnung für die Carbonbetonbauweise“. „Die stoffliche Verwertung produktionsbedingter faserhaltiger Abfälle ist entscheidend für die Ressourceneffizienz von carbonfaserverstärkten Kunststoffen. Der Werterhalt von recycelten Carbonfasern spielt dabei eine zentrale Rolle“, erklärt Rittner. Aktuell werden recycelte Carbonfasern vor allem als Füllstoffe in Spritzguss- oder Vliesstoffen genutzt. Ähnlich ist es mit mineralischen Abfällen aus dem Abbruch von Gebäuden: nur ein Prozent wird im Betonhochbau wiederverwendet. „Die Forschungsarbeiten vom Institut für Betonbau und von Partnern schaffen wichtige Grundlagen für den Einsatz von recycelten Carbonfasern und recycelten Gesteinskörnungen im Carbonbetonbau, um natürliche Ressourcen zu schonen und bestehende Abfallströme zu nutzen“, fasst Rittner zusammen. Künftig könnten diese beispielsweise in Verstärkungsgarnen, Bewehrungen und in Beton sowie schlussendlich in Bauteilen aus diesen aufbereiteten Materialien zum Einsatz kommen.
Hintergrund zur Carbonbetonforschung an der HTWK Leipzig
An der HTWK Leipzig forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit vielen Jahren zum innovativen Baustoff Carbonbeton. Im Gegensatz zu Stahlbeton ist Carbonbeton ressourcen-, material-, energie- und CO₂-sparender und hat damit das Potenzial, das Bauwesen zu revolutionieren und einen wesentlichen Beitrag zu Klima- und Umweltschutz zu liefern.
Damit der nachhaltigere und klimafreundlichere Baustoff schneller in die Anwendung überführt werden kann, wurde beispielsweise im September 2022 an der HTWK Leipzig das Carbonbetontechnikum Deutschland errichtet – eine einzigartige Modellfabrik in Leipzig-Engelsdorf zur Carbonbetonforschung. Hier entwickelt Massivbauprofessor Klaus Holschemacher mit seinen Mitarbeitern vom IfB automatisierte Fertigungsverfahren für Carbonbetonbauteile und arbeitet mit Kolleginnen und Kollegen anderer Institute unter anderem an der Multifunktionalität und Funktionsintegration von Bauteilen aus Carbonbeton, so zum Beispiel am Einbringen von Elektronik in diese Bauteile.
Hintergrund zum Verein C³ – Carbon Concrete Composite e. V.
Der Verein C³ – Carbon Concrete Composite e. V. geht auf das mehrfach ausgezeichnete interdisziplinäre großangelegte Forschungsprojekt C³ - Carbon Concrete Composite zurück. Es war eines von zehn geförderten Projekten im Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ der Initiative „Unternehmen der Region“. Darin arbeitende die HTWK Leipzig sowie mehr als 125 Partner aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Vereinen unter Federführung der TU Dresden mit dem Institut für Massivbau gemeinsam an der Entwicklung und Markteinführung von Carbonbeton.