Technofixes und Klimaschutz: Versprechen und Verschleierungen der Fossilen Industrie am Bespiel von Carbon Capture and Storage CCS
Technologien seien die Lösung, so heißt es oftmals. Sie sollen die Klimakrise bewältigen, unsere Ernährungssysteme weiterentwickeln oder soziale Gerechtigkeit sicherstellen. In technologische Entwicklungen fließen viel Geld und politisches Kapital. Technologien sind aber niemals neutral, weder in ihrem Design noch in ihrer Anwendung. Sie müssen immer im Kontext von Macht-, Konzern- und Kapitalinteressen diskutiert und auf ihre Folgen und Auswirkung auf globale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Umwelt hin geprüft werden.
Klimaneutralität für die Industrie durch technische Lösungen ‒ das versprechen die drei Buchstaben CCS. Sauberer Stahl, grünes Plastik, nachhaltiger Wasserstoff, durch die Abscheidung von CO2 am Industrieschlot und Speicherung von CO2 im Erdboden. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Carbon Capture and Storage ist eine clevere Erzählung der Öl-, Gas- und Bergbauindustrie, um ihr klimazerstörendes Geschäftsmodell weiterzuführen. Durch eine Technologie, die kaum erforscht, extrem teuer und mit großen Risiken behaftet ist.
Noch 2024 könnte in Deutschland ein Gesetz verabschiedet werden, das CO2-Deponien im Nordseeboden erlauben würde. In den nächsten Jahrzehnten sollen auf der ganzen Welt CO2-Endlager entstehen, betroffene Communities sind nicht an der Entscheidung beteiligt.
Wer steckt hinter der CCS-Industrie und wieso wird es derzeit politisch diskutiert? Wieso ist CCS kein Klimaschutz und wer profitiert von dieser Technologie? Welche Auswirkungen hätte eine Umsetzung auf globale Gerechtigkeit und was trägt wirklich zum Klimaschutz bei?
Marie-Luise Abshagen arbeitet beim Forum Umwelt und Entwicklung als Leiterin für Nachhaltigkeitspolitik. Schwerpunktmäßig konzentriert sich ihre Arbeit auf die Umsetzung der SDGs in Deutschland, Europa und global; sowie auf internationale Umwelt- und Meerespolitik. Sie hat einen Master of Arts in Ostasienwissenschaften und Politikwissenschaften. Das Forum Umwelt und Entwicklung wurde 1992 nach der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung gegründet und koordiniert die Aktivitäten deutscher Nichtregierungsorganisationen in internationalen Politikprozessen zu nachhaltiger Entwicklung.